Nach dem zweiten Versuch hatte ich dann endlich die richtige Tür geöffnet und das Badezimmer gefunden, was mich auch schon wieder umhaute. Es war einfach ein wahrer Traum. Kurzerhand ließ ich Wasser in die Badewanne einlaufen und sah derweil etwas nach draußen, wo sich auch von hier aus wieder eine grandiose Aussicht bot. Ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen, verschwand aber sogleich auch wieder.

Ich warf einen kurzen prüfenden Blick auf den Wasserstand der Wanne, ehe ich den Reißverschluss meines Kleides öffnete und es mir über den Kopf zog. Fein säuberlich platzierte ich es auf der Ablage neben dem Waschbecken, ehe auch schon meine Unterwäsche auf dem Boden landetete. Dann stieg ich auch schon bereits in die Wanne und gab ein wohliges Seufzen von mir. Es schien eine Ewigkeit her zu sein, seit ich das letzte Mal in Ruhe habe ein Bad nehmen können. Minuten später drehte ich mit meinem Fuß das Wasser ab und ließ mich etwas tiefer in das warme Nass sinken. Genüsslich schloss ich meine Augen, öffnete diese aber überrascht wieder, als ich hörte wie die Tür geöffnet wurde. Verdammt, ich hatte wirklich vergessen abzuschließen. "Oh, Daryl .. ich.. hoffe es ist in Ordnung, dass ich mir ein Bad genehmige ? Zu Hause besitze ich tatsächlich keine Badewanne und ich -", richtig rechtfertigen konnte ich mich nicht, aber was sollte ich jetzt schon tun ?

Wow, er konnte also doch noch scherzen. Allein das brachte mich schon wieder leicht zum lächeln. "Ich würde mich nicht ertränken, sondern hätte einfach irgendein elektronisches Gerät mit in die Wanne genommen oder ich hätte in deiner Küche meinen Kopf in deinen Ofen gesteckt. Also wenn ich schon Selbstmord begehe, dann mit Stil - merk dir das besser", scherzte ich dann ebenso, doch im Gegensatz zu ihm, schlich sich darauf der Anflug eines Grinsens auf mein Gesicht. Vielleicht gab es doch noch Hoffnung, dass wir wieder sowas wie Freunde werden könnten.

"Ich weiß auch nicht warum er keine hat. Ich habe ihn öfters darum gebeten, aber ganz ehrlich, ich bin auch froh darüber. So hat es nicht so leicht mich vielleicht zu ertränken", entgegnete ich dann und ließ meinen Blick kurz aus dem Fenster schweifen, ehe ich wieder zu Daryl sah. "Ist wirklich komisch dich nach doch so langer Zeit wiederzusehen und ich wünschte wir wären uns in einer angenehmeren Situation begegnet", sprach ich dann zum ersten Mal unsere gemeinsame Vergangenheit während der Schulzeit indirekt an und hoffte damit nicht in ein Fettnäpfchen getreten zu sein.

Die Wärme des Wassers hielt mich natürlich nur eine kurze Zeit angenehm war, denn seit ich gezwungenermaßen Zuhause die Hölle durchlebte, hatte ich reichlich an Gewicht verloren - egal wie viel ich aß, so recht zunehmen wollte mein Körper nicht mehr. Der einzige Trost war, dass ich noch von der Grenze zum Untergewicht entfernt war und in keine Klamotten der Size0 passte. Da ich Minuten später schon ziemlich am frieren war, griff ich nach dem Handtuch, welches ich mir zuvor bereit gelegt hatte und wies Daryl an wegzusehen. Erst als er auch wirklich seinen Blick abgewandt hatte, erhob ich mich aus dem Wasser, stieg aus der Badewanne und wickelte mir das Handtuch um den Körper.

Das Wasser ließ ich ablaufen und wandte mich dann wieder an den jungen Anwalt. "Ich kann dir gar nicht genug dafür danken, dass du mir hilfst, du weißt nicht wie unendlich viel wert mir das ist." Mein Körper bebte und zitterte wie Espenlaub, so sehr ich mich auch bemühte es zu unterdrücken. "Oh noch eine Info zu dem tollen Richard Williams. Er ist unfruchtbar. Nur Platzpratonen - aber wer ist schuld, dass wir keine Kinder kriegen können ? - Ich. Er ist ein ganz toller Hecht ..", schnaubte ich dann einmal enrüstet während ich meine Haare improvisiert mit meinen Fingern durchkämmte.

Irgendwie hatte ich schon damit gerechnet, dass Daryl meinen Redefluss irgendwann unterbrechen würde, doch dass er mich dann dermaßen in die Schranken wies, verletzte mich tief in meinem Inneren. Nach außen hin blieb ich allerdings vollkommen ruhig und zeigte geübt keine Gefühle. "Natürlich, ja. Keine Freunde. Nur geschäftliche Ebene. Habe schon verstanden. Entschuldige, dass ich scheinbar in dem Glaube war, wir wären irgendwie noch befreundet", waren meine einzigen Worte zu diesem Thema.

Mit emotionsloser Miene griff ich an ihm vorbei und schnappte mir meine Sachen von der Ablage neben dem Waschbecken. Bevor ich das Badezimmer jedoch verließ, wollte ich erneut meinen Mund öffnen um etwas zu sagen, doch dann hielt ich inne und entschied mich dagegen. Keine Freunde. Diese beiden Worten hatten sie härter getroffen, als ich es jemals geglaubt hätte.

Stumm öffnete ich die Tür des Badezimmers und verließ dieses dann auch schon hastig. Im gemächlichen Tempo begab ich mich wieder zu dem Gästezimmer, dass ich beschloss bis zum nächsten Morgen nicht mehr zu verlassen. Das Handtuch hängte ich zum Trocknen über eine geöffnete Schranktür, ehe ich wieder in meine Unterwäsche zwängte, um mich gleich darauf ins Bett zu legen.

<------- Gästezimmer