Von dem gestrigen Abend hatte ich, nachdem ich an der Bar eingeschlafen war, wirklich nichts mehr mitbekommen. Weder etwas von der Unterhaltung zwischen Lucy und meinem Bruder, noch davon, wie eben dieser mich mit zu sich nach Hause genommen hatte.
Dementsprechend irritiert schlug ich am nächsten Morgen die Augen auf, nur um sie gleich darauf wieder zu schließen. Seit wann war die Sonne denn auch so scheiße hell ?! Brummend drehte ich mich auf die Seite, doch da ich nun mal wach war, war ich wie immer nicht dazu in der Lage noch einmal einzuschlafen. Genervt drehte ich mich auf den Rücken und schlug die Decke zurück.
Mühsam setzte ich mich auf und drückte eine Hand gegen meinen Schädel, der bei jeder Bewegung zu explodieren schien. Nach und nach gewöhnte ich mich etwas an die Helligkeit und begriff dann auch erst wo ich war. Bei Chris und zwar im Schlafzimmer. Doch gerade als ich versuchte den Abend zu rekonstruieren bahnte sich die übliche Übelkeit an.
Hastig sprang ich auf und stolperte mehr oder weniger ins Badezimmer, wo ich es immerhin noch schaffte den Toilettendeckel hochzuklappen, um mich dann in die Kloschüssel zu übergeben. Allein von dem Geruch wurde mir erneut übel, weshalb ich schnell abzog und den Deckel wieder herunter klappte. Angewidert von mir selbst lehnte ich mich einen Augenblick an der kühlen Wand des Badezimmers an und riskierte dabei einen Blick in den Spiegel.
„Scheiße !“, ich konnte nicht anders, als genau dieses Wort auszurufen, denn genau so sah ich in dem Moment aus. Die dunklen Augenringe waren nicht einmal das größte Problem, sondern eher die blauen Flecken, die meine Arme beinahe gefleckt aussehen ließen. Den Rest von meinem Körper wollte ich demnach gar nicht erst sehen.
Selbst meine Stirn hatte eine unnatürliche lila-blaue Farbe angenommen, ich sah schlimmer aus als Rihanna nachdem sie mal wieder von Chris Brown verprügelt worden war. Krampfhaft versuchte ich mich daran zu erinnern, wie es dazu gekommen war, dass ich dermaßen demoliert einsah, aber der Abend im Pub bestand nur aus einzelnen, verschwommenen Filmfetzen. Ich hatte es mit der Sauferei also wieder deutlich übertrieben.
Ich wollte eigentlich ins Wohnzimmer gehen, wo ich sicherlich meinen Bruder antreffen würde, allerdings schmerzte jede unnötige Bewegung und beschwor zusätzlich noch die Übelkeit herauf, so als wolle Gott persönlich mich für den gestrigen Abend bestrafen. „Chris ! Kannst du mir mal bitte erklären, warum ich aussehe wie die Milka-Kuh persönlich ?!“
@Christian James Anderson